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Inhaltsverzeichnis

C Hinweise zur Implementierung und Performance von Schriften
C.1 Glossar für Schriftbegriffe
C.2 Schriften finden
C.3 Bedeutung der Panose-Zahlen
C.4 Ableitung von Unicode-Bereichen für TrueType
C.5 Automatische Deskriptor-Erstellung

Hinweise zur Implementierung und Performance von Schriften

Dieser Anhang ist informell, nicht normativ.

C.1 Glossar für Schriftbegriffe

DocLock™
Die DocLock™-Technologie von Bitstream stellt sicher, dass TrueDoc PFRs nur auf der Site verwendet werden können, für die sie veröffentlicht wurden. Eine TrueDoc PFR, die auf eine andere Site verschoben oder auf die von einer anderen Site aus verwiesen wird, funktioniert nicht.
Digitale Signatur
Teil der Trust Management-Technologie; wird genutzt, um signierte Zusicherungen in Hinblick auf eine Ressource zu treffen.
Schrift-Caching
Das Schrift-Caching erlaubt, dass auf dem Client-System eine temporäre Kopie von Schriften bereitgestellt wird. Häufig werden sie zusammen mit anderen Elementen aus dem Cache auf der Festplatte gespeichert, wie beispielsweise Grafik, insbesondere für den User Agent.
Schriftart (Font Face)
Ein „Handle“, der auf eine bestimmte Variante einer Schrift verweist, ohne dabei die Schriftgröße zu berücksichtigen.
Schriftvergleich
Ein Prozess, unter Verwendung einer oder mehrerer Attribute der primären Schrift eine ähnliche Schrift auszuwählen. Gebräuchliche Attribute sind unter anderem serif, sans-serif, weight, cap height, x-height, spacing, language und posture. Der Schriftvergleich ist von dem verwendeten Algorithmus und der zur Auswahl stehenden Schriften abhängig.
Glyphen-Darstellung Untereinstellung
Der Prozess, durch den unerwünschte Glyphen-Darstellungen (zusammen mit ihren Nebeneffekten und Kerning-Informationen) aus einer Primärschrift entfernt werden, um eine kleinere Schrift-Untermenge zu erzeugen, die ein bestimmtes Dokument oder mehrere Dokumente abdeckt. Das ist insbesondere ein Vorteil für Dokumente, die ideographische Schriften (scripts) verwenden, bei denen der Glyphen-Vorrat der Grundschrift sehr groß sein kann. Die Untereinstellung der Glyphen-Darstellung für Dokumente, die Schriften (scripts) einsetzen, für die Ligaturen erforderlich sind, wie beispielsweise Arabisch, ist schwierig, wenn man die Ligatur-Regeln des endgültigen Anzeigesystems nicht kennt.
Intellifont
Die Intellifont-Technologie wurde von Agfa entwickelt und ist das systemeigene Format für Hewlett-Packard und andere Drucker, die die Sprache PCL5 verwendet. Außerdem stellt es das systemeigene Schriftformat auf den Amiga-Computern dar.
Infinifont
Eine Schriftsynthesetechnik, die aus einer Panose-1-Zahl (und optional zusätzlichen Schriftbeschreibungsdaten) eine Ersatzschrift erzeugen kann, ohne aus einem einzelnen Master-Umriss extrapolieren oder zwischen zwei oder mehr Umrissen interpolieren zu müssen (siehe [INFINIFONT]).
Italic
Eine Klasse von Buchstabenformen für lateinische Schriften, die kursiver sind als „roman“ Buchstabenformen, aber weniger kursiv als Schreibschriften. Häufig wird ein Schriftpaar entwickelt, das in Kombination verwendet wird; die eine ist eine serifen-behaftete Roman, die andere ist Italic. Andere Begriffe zur Beschreibung dieser Klasse von Buchstabenformen sind cursive oder (für kyrillische Schriften) kursiv. Für serifenlose Schriften ist die begleitende Schriftart häufig eine geneigte oder oblique Variante statt einer eigenen Klasse von Buchstabenformen.
Kerning
Eine Veränderung des Abstands zwischen ausgewählten Glyphen-Darstellungen, die andernfalls zu eng beisammen oder zu weit auseinander stehen würden, um ein gleichmäßigeres Schriftbild zu erzielen.
Multiple Master Font
Ein Multiple Master Font enthält zwei Primärschriften, die mit Hilfe einer speziellen Darstellungssoftware eingesetzt werden, um ein interpoliertes Ergebnis zu erzielen. Adobe Systems stellt einen Mechanismus bereit, der erlaubt, dass die Ausgabeschrift oder die interpolierte Ausgabeschrift mit Hilfe von Parametern gesteuert wird. Diese Parameter beschreiben im Allgemeinen die Charakteristik einer Originalschrift, und das Multiple Master-Ergebnis wird als „synthetisierte Schrift“ bezeichnet.
Open Type
Open Type ist eine Erweiterung des TrueType-Schriftformats, die zusätzliche Informationen enthält, um zusätzliche Möglichkeiten für Schriften zu bieten, die eine hochqualitative internationale Typographie unterstützen. Open Type kann einem einzelnen Zeichen mehrere Glyphen-Darstellungen oder einer einzelnen Glyphendarstellung eine Zeichenkombination (Ligaturbildung) zuordnen. Open Type beinhaltet zweidimensionale Informationen zur Unterstützung von Funktionsmerkmalen für die komplexe Positionierung und Glyphen-Zuordnung. True Type Open und Open Type enthalten explizite Schrift- und Sprachinformationen, so dass eine Textverarbeitung ihr Verhalten entsprechend anpassen kann (siehe [OPENTYPE]).
Server Font
Eine Schriftressource, die sich auf dem Webserver befindet, auf den in der WebFont-Definition verwiesen wird. Das Benutzerprogramm kann diese Ressource für die Darstellung der Seite verwenden.
Speedo
Diese Schrifttechnologie wurde von Bitstream entwickelt und ist das systemeigene Schriftformat für Atari ST- und Falcon-Computer. Des weiteren wird sie von Computern unter dem X Window-System verwendet.
TrueDoc
Diese Technologie wurde von Bitstream entwickelt, um plattformunabhängige, skalierbare Schriftobjekte im Web erstellen, transportieren und darstellen zu können. Schriftobjekte werden mit Hilfe des True Doc Character Shape Recorders (CSR) erstellt, und die Darstellung erfolgt mit dem True Doc Character Shape Player (CSP). Die Technologie ist für die Anzeige und das Drucken im Web vorgesehen.
TrueDoc Portable Font Resource
Eine PFR ist ein plattformunabhängiges Schriftobjekt, das durch einen CSP erzeugt wird. Die Eingabe kann TrueType oder Type 1 beliebiger Varianten unter Windows, Mac oder Unix sein. TrueDoc Portable Font Resource bietet gute Komprimierungsverhältnisse und ist plattformunabhängig, ist aber nicht ganz einfach zu installieren, weil es sich dabei nicht um ein systemeigenes Schriftformat (TrueType oder Type 1) handelt.
TrueType
TrueType ist ein von Apple entwickeltes und von Microsoft in Lizenz genommenes Schriftformat. TrueType ist das systemeigene Schriftformat für Windows und Macintosh. Es enthält eine hierarchische Menge von Tabellen und Glyphen-Darstellungen. Buchstaben können auf Zeichen- und Punktgröße-Basis dargestellt werden, wodurch sich eine ausgezeichnete Qualität für die verschiedenen Bildschirmauflösungen ergibt. TrueType-Schriften für Windows und Mac weisen wenige Unterschiede auf, sind aber unterschiedlich genug, um eine plattformübergreifende Verwendung zu verhindern.
TrueType Collection
Eine TTC ist eine Erweiterung des TrueType-Formats, die Tabellen beinhaltet, die erlauben, dass mehrere TrueType-Schriften innerhalb einer einzigen TrueType-Schriftdatei enthalten sind. TTC-Dateien sind momentan noch relativ selten.
TrueType GX Fonts
TrueType GX Fonts enthalten Erweiterungen für das TrueType-Standardformat, die veränderbare Schriften erlauben, ähnlich den Multiple Master Fonts. Es kann mehrere Mutationsachsen geben, wie beispielsweise Gewichtung, Höhe oder Neigung. Die Achse kann für fast jeden Effekt definiert werden. Darüber hinaus unterstützt TrueType GX den Austausch alternativer Glyphen-Darstellungen für Ligaturen, Kontextformen, Brüche usw. Momentan steht TrueType GX nur auf dem Mac zur Verfügung (siehe [TRUETYPEGX]).
URI-Bindung
Der Prozess, eine bestimmten Schriftressource auf die Nutzung auf einer vorgegebenen Website zu beschränken. Dabei wird ein verschlüsselter URI oder eine digital signierte Nutzungszusicherung in die Schriftressource eingebettet.

C.2 Schriften finden

Es gibt viele verschiedene Schriftformate, die von vielen verschiedenen Plattformen genutzt werden. Um ein bevorzugtes Schriftformat auszuwählen, wird eine transparente Inhaltsabstimmung vorgenommen (siehe [NEGOT]). Es ist immer erkennbar, wann eine Schrift dereferenziert wird, weil der URI in der Schriftbeschreibung enthalten ist. Eine Implementierung weiß, welche herunterladbaren Schriftformate sie unterstützt, und kann damit den Formathinweis nutzen, um zu vermeiden, dass Schriften in einem nicht unterstützten Format heruntergeladen werden.

C.3 Bedeutung der Panose-Zahlen

Die Zahlen für die Familie, Serifenstil und Proportion werden von Windows95 für die Schriftauswahl und den Schriftvergleich verwendet.

Die Bedeutung der zehn Zahlen und die erlaubten Werte (in Klammern angegeben) finden Sie nachfolgend. Dabei sind die gebräuchlichsten Fälle berücksichtigt, mit „family“-Zahl gleich 2, Text und Digit. (Falls die erste Zahl einen anderen Wert hat, haben die anderen neun Zahlen andere Bedeutungen.) Weitere Informationen über Panose-1 finden Sie in [PANOSE].

Family
Serif Style
Weight
Proportion
Contrast
Stroke Variation
Arm Style
Letterform
Midline
XHeight

Panose-2 (siehe [PANOSE2]) ist eine Spezifikation für eine umfassendere Technologie der Schriftklassifizierung und -vergleich, die nicht auf lateinische Schriftarten begrenzt ist. Beispielsweise können die Serifen-Eigenschaften einer lateinischen Schriftform mit den Strichabschlüssen einer Kanji-Schrift verglichen werden.

Der Panose-2-Wert wird nicht in bekannten Schriftformaten gespeichert, kann aber gemessen werden.

C.4 Ableitung von Unicode-Bereichen für TrueType

Diese Information steht in der Schrift zur Verfügung, indem die 'ulUnicodeRange'-Bits in der 'OS/2'-Tabelle (falls vorhanden) nachgeschlagen werden, die eine Bitfeld-Darstellung der Menge enthält. Diese Tabelle ist in Überarbeitung 1.66 der TrueType-Spezifikation von Microsoft definiert. Betrachtet man diese Information als Ganzes, entspricht jedes Element einem Unicode 1.1-Zeichenblock, und wenn ein Element in dieser Menge vorhanden ist, bedeutet das, dass die Schrift ein oder mehr Glyphen-Darstellungen besitzt, um mindestens ein Zeichen in diesem Block darzustellen. Die Menge besteht aus 128 Elementen, wie nachfolgend beschrieben. Die Reihenfolge entspricht dem Unicode 1.1-Standard. Diese Tabelle kann dazu verwendet werden, um die Information in einer TrueType-Schrift in einen 'unicode-range'-CSS-Deskriptor umzuwandeln.

Block Add Block name Unicode-Bereich
0 1 Basic Latin U+0-7F
1 2 Latin-1 Supplement U+80-FF
2 4 Latin-1 Extended-A U+100-17F
3 8 Latin Extended-B U+180-24F
4 1 IPA Extensions U+250-2AF
5 2 Spacing Modifier Letters U+2B0-2FF
6 4 Combining Diacritical Marks U+300-36F
7 8 Greek U+370-3CF
8 1 Greek Symbols and Coptic U+3D0-3EF
9 2 Cyrillic U+400-4FF
10 4 Armenian U+530-58F
11 8 Hebrew U+590-5FF
12 1 Hebrew Extended-A
Hebrew Extended-B
?? welche Bereiche ??
13 2 Arabic U+600-69F
14 4 Arabic Extended U+670-6FF
15 8 Devanagari U+900-97F
16 1 Bengali U+980-9FF
17 2 Gurmukhi U+A00-A7F
18 4 Gujarati U+A80-AFF
19 8 Oriya U+B00-B7F
20 1 Tamil U+B80-BFF
21 2 Telugu U+C00-C7F
22 4 Kannada U+C80-CFF
23 8 Malayalam U+D00-D7F
24 1 Thai U+E00-E7F
25 2 Lao U+E80-EFF
26 4 Georgian U+10A0-10EF
27 8 Georgian Extended U+10F0-10FF ??
28 1 Hangul Jamo U+1100-11FF
29 2 Latin Extended Additional -
30 4 Greek Extended U+1F00-1FFF
31 8 General Punctuation U+2000-206F
32 1 Superscripts and Subscripts -
33 2 Currency Symbols U+20A0-20CF
34 4 Combining Marks for Symbols U+20D0-20FF
35 8 Letterlike Symbols U+2100-214F
36 1 Number Forms U+2150-218F
37 2 Arrows U+2190-21FF
38 4 Mathematical Operators U+2200-22FF
39 8 Miscellaneous Technical U+2300-23FF
40 1 Control Pictures U+2400-243F
41 2 Optical Character Recognition U+2440-245F
42 4 Enclosed Alphanumerics U+2460-24FF
43 8 Box Drawing U+2500-257F
44 1 Block Elements U+2580-259F
45 2 Geometric Shapes U+25A0-25FF
46 4 Miscellaneous Symbols U+2600-26FF
47 8 Dingbats U+2700-27BF
48 1 CJK Symbols and Punctuation U+3000-303F
49 2 Hiragana U+3040-309F
50 4 Katakana U+30A0-30FF
51 8 Bopomofo U+3100-312F
52 1 Hangul Compatibility Jamo U+3130-318F
53 2 CJK Miscellaneous ??
54 4 Enclosed CJK Letters and Months U+3200-32FF
55 8 CJK compatibility U+3300-33FF
56 1 Hangul U+AC00-D7FF
59 8 CJK Unified Ideographs U+4E00-9FFF
60 1 Private Use Area U+E000-F8FF
61 2 CJK Compatibility Ideographs U+F900-FAFF
62 4 Alphabetic Presentation Forms U+FB00-FB4F
63 8 Arabic Presentation Forms-A U+FB50-FDFF
64 1 Combining Half Marks U+FE20-FE2F
65 2 CJK compatibility Forms U+FE30-FE4F
66 4 Small Form Variants U+FE50-FE6F
67 8 Arabic Presentation Forms-B U+FE70-FEFF
68 1 Halfwidth and Fullwidth Forms U+FF00-FFEF
69 2 Specials U+FFF0-FFFD

Das TrueType-Bitfeld-System weist das Problem auf, dass es an Unicode 1.1 gebunden ist und nicht mit der Unicode-Erweiterung zurechtkommt. Beispielsweise kann es kein Tibetanisch und auch keine anderen Schriften darstellen, die mit Unicode 2.0 oder späteren Überarbeitungen eingefügt wurden.

C.5 Automatische Deskriptor-Erstellung

Autorenwerkzeuge sollten es den Autoren von Stylesheets erlauben, Schriftdeskriptoren zu ergänzen und zu bearbeiten. In einigen Fällen können Autorenwerkzeuge helfen, indem sie lokal installierte Schriften auswerten und automatisch Deskriptoren für die Schriften erzeugen, auf die im Stylesheet verwiesen wird. Diese Funktion kann auch von Werkzeugen ausgeführt werden, die Schriften für den dynamischen Download umwandeln oder Untermengen daraus ermitteln.

Die folgende Tabelle zeigt, wo diese Informationen für gebräuchliche Schriftformate gefunden werden können.

Deskriptor Type 1 TrueType und OpenType TrueType GX [TRUETYPEGX]
'ascent' 'Ascender' in AFM/PFM-Datei 'Ascender' in 'hhea'-Tabelle oder (vorzugsweise) 'sTypoAscender' in 'OS/2'-Tabelle 'horizontalBefore' in 'fmtx' table
'baseline'     bsln-Tabelle, siehe Hinweis
'bbox' FontBBox, Schriftverzeichnis 'xMin', 'xMax', 'yMin' und 'yMax' Einträge in die 'head'-Tabelle  
'cap-height' CapHeight in AFM/PFM-Datei    
'descent' 'Descender' in der AFM/PFM -Datei.    
'mathline'     bsln-Tabelle
'font-family' FamilyName, fontinfo-Verzeichnis name-Tabelle  
'stemh' StdHW, private-Verzeichnis der AFM/PFM-Datei    
'stemv' /StdVW, private- Verzeichnis cvt-Tabelle  
'topline'     bsln-Tabelle
'unicode-range' cmap-Datei OS/2-Tabelle, siehe Anhang C  
'units-per-em' FontMatrix, Schriftverzeichnis unitsPerEm, head-Tabelle  
'widths'   hmtx-Tabelle